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Sepp Herberger selbst war es, der Justizvollzugsanstalten besuchte und dort mit den Strafgefangenen sprach. Heute lebt dieses Engagement im Bereich der Resozialisierung weiter. |
Das Engagement im Strafvollzug ist die älteste Säule der Stiftungsarbeit. Sepp Herberger selbst besuchte im September 1970 die JVA im baden-württembergischen Bruchsal und machte sich das Wirken in Haftanstalten zur Lebensaufgabe. Dieses Bemühen wurde sieben Jahre später in der Stiftung institutionalisiert. Nach dem Tode Herbergers engagierte sich Fritz Walter weiter als Botschafter für die Stiftung und besuchte in dieser Funktion bundesweit mehr als 200 Justizvollzugsanstalten. Noch heute sind die Besuche der Stiftungsbotschafter in den Strafanstalten stark nachgefragt. Zahlreiche prominente Fußball-Persönlichkeiten unterstützen die Stiftungsarbeit. Im persönlichen Gespräch informieren sie sich über die Schicksale der Straftäter und berichten über ihren eigenen Lebensweg. Sportlicher Höhepunkt ist oft ein gemeinsames Fußballtraining.
Viele Förderanträge aus Haftanstalten quer durch die Republik erreichen die Sepp-Herberger-Stiftung. Die Anstalten bitten dabei vor allem um die Bereitstellung von Sportmaterialien. Die Stiftung hilft im Rahmen ihrer Möglichkeiten und stellt zum Beispiel Spielbälle und Trikots zur Verfügung.
So heißt die bundesweit einzigartige Initiative der Sepp-Herberger-Stiftung zur Resozialisierung jugendlicher Strafgefangener. Gemeinsam mit starken Partnern, der Bundesagentur für Arbeit, den Justizministerien der teilnehmenden Bundesländer, den regionalen Fußballverbänden und weiterer Unterstützer, ist es das Ziel, die Jugendlichen aktiv auf die Zeit nach der Haftentlassung vorzubereiten.
In den teilnehmenden Justizvollzugs- und Jugendstrafanstalten werden „Anstoß-Mannschaften” gegründet. Jedes Team besteht aus bis zu 15 jungen Frauen oder Männern im Alter zwischen 16 und 24 Jahren. Die Teilnehmer bereiten sich gemeinsam auf die Zeit nach ihrer Inhaftierung vor. Über ein wöchentliches Fußballtraining erwerben sie soziale Kompetenzen: Teamgeist und Fair Play sind beim aktiven Sporttreiben selbstverständlich. Darüber hinaus belegen die Teilnehmer mindestens einmal monatlich Angebote aus drei Kategorien: Zum Beispiel können sie eine Schiedsrichter- oder Trainerausbildung absolvieren, Bewerber- und Anti-Gewalt-Trainings belegen.
Kontinuierlich betreut und angeleitet werden die Mannschaften durch ein sogenanntes „Team um das Team” bestehend aus Bediensteten der jeweiligen Einrichtung sowie Mitarbeitern der Bundesagentur für Arbeit und der übrigen Projektpartner.
Während der Haftzeit sollen die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer optimal auf die Zeit nach ihrer Inhaftierung vorbereitet werden. Es sollen so Voraussetzungen für eine schnelle und erfolgreiche Resozialisierung geschaffen werden. Dabei kommt es entscheidend auf das Engagement der Jugendlichen an, wie Dirk Janotta, DFB-Vizepräsident und Vorsitzender der Sepp-Herberger-Stiftung, betont: „Im Rahmen der Initiative bieten wir gemeinsam mit unseren Partnern den jugendlichen Strafgefangenen vielseitige Chancen und Möglichkeiten. Alle Bemühungen können aber nur dann erfolgreich sein, wenn die jungen Gefangenen bereit sind, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und ihre Chance zu ergreifen.“
Auf dem richtigen Weg sieht Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages und frühere Kuratorin der Sepp-Herberger-Stiftung, die Initiative: „Anstoß für ein neues Leben ist ein tolles Projekt, das für junge Gefangene eine Brücke schlägt in den neuen Lebensabschnitt nach dem Jugendstrafvollzug und das ihnen durch ein Engagement im und für den Sport neue Perspektiven bietet.”
Im Jahr 2019 wurde die Resozialisierungsinitiative von der UEFA als bestes Breitenfußballprojekt ausgezeichnet. „Das vielfältige Engagement des DFB und seiner Sepp-Herberger-Stiftung ist europaweit einmalig. Ich würde mir wünschen, dass sich auch weitere UEFA-Mitgliedsverbände diesem leuchtenden Beispiel anschließen“, unterstreicht UEFA-Mitarbeiterin Monica Namy.
Die teilnehmenden Jugendlichen werden anhand einheitlicher Kriterien von der jeweiligen Justizvollzugsanstalt ausgewählt. Zu den Kriterien zählen beispielsweise:
Einmal im Jahr treffen sich die Mannschaften zu einem von der Sepp-Herberger-Stiftung gemeinsam mit der ausrichtenden JVA organisierten Fußballturnier. Pro Bundesland spielt eine Haftanstalt um den begehrten Sepp-Herberger-Pokal. Das Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal ist das größte Fußballturnier hinter Gefängnismauern in Deutschland und der sportliche Höhepunkt der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“.
Viele prominente Fußballklubs und Profispieler geben den “Anstoß für ein neues Leben”:
Der frühere Nationalspieler Jens Nowotny zählt gemeinsam mit vielen weiteren bekannten Persönlichkeiten zum Kuratorium der Stiftung.
Patenschaft des FC St. Pauli – Ewald Lienen gibt den Inhaftierten fußballpraktische Tipps mit auf den Weg.
Aktuell beteiligen sich am „Anstoß für ein neues Leben” 21 Justizeinrichtungen aus zehn Bundesländern:
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Sachsen
Schleswig-Holstein