19. August 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Nachwuchsspieler der TSG 1899 Hoffenheim waren zu Besuch in der JVA Adelsheim. (Copyright: JVA Adelsheim)
Der vergangene Mittwochnachmittag wird der Fußballmannschaft aus der JVA Adelsheim noch lange im Gedächtnis bleiben. Gemeinsam mit 14 Nachwuchsfußballern der TSG 1899 Hoffenheim absolvierten die jugendlichen Strafgefangenen eine lockere Trainingseinheit. Grund für den besonderen Besuch war die Patenschaft, die der badische Profiverein im Rahmen der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ über die Haftanstalt übernommen hat. Existierten zu Beginn des Trainings noch Berührungsängste zwischen den Jugendlichen, konnten sich die Zuschauer mit zunehmender Dauer von der integrativen Kraft des Fußballs überzeugen. Die Spieler beider Mannschaften klatschten sich ab, flachsten untereinander und lobten gelungene Aktionen. „Von solchen Aktivitäten profitieren stets beide Seiten. Auch für unsere Nachwuchstalente war dies eine wichtige Erfahrung im Rahmen ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Wir möchten uns auch zukünftig für die Ziele des Resozialisierungsprojekts einsetzen“, betonte Rüdiger Becker, Sozialpädagoge des TSG-Internats.
Die TSG 1899 Hoffenheim hat im Rahmen der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ die Patenschaft übernommen. (Copyright: JVA Adelsheim)
Fußball als Wegbegleiter auf dem Weg zurück in die Gesellschaft
Im Rahmen der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ der DFB-Stiftung Sepp Herberger werden die jugendlichen Strafgefangenen über vielfältige Angebote aus den Kategorien „Fußball“, „Arbeit/Beruf/Schule“ und „Soziales“ während der Inhaftierung auf das Leben nach der Freilassung vorbereitet. „Auf dem Platz sind alle gleich. Der Fußball schult Werte wie Respekt, Toleranz sowie Teamgeist und ist damit ein wichtiger Wegbegleiter für die Jugendlichen auf dem Weg zurück in die Gesellschaft“, hob Jürgen Galm, Vizepräsident des Badischen Fußall-Verbandes, hervor. Der DFB-Landesverband engagiert sich gemeinsam mit der JVA Adelsheim im besonderen Maße für die Resozialisierung jugendlicher Strafgefangener. So wurde im vergangenen Jahr eine Schiedsrichter-Ausbildung für jugendliche Strafgefangene erfolgreich absolviert. Treiber und Initiator des Projektes war Heiko Link, der neben seiner Tätigkeit als Sportbeamter in der Haftanstalt auch als Schiedsrichterlehrwart im Fußballkreis Buchen aktiv ist. Für dieses Engagement erhielt die JVA Adelsheim nun aus den Händen von Klaus Zimmermann, Kreisvorsitzender des Fußballkreises Buchen, und Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die Sepp-Herberger-Urkunde in der Kategorie Resozialisierung. „Zum Fußball und auch zum alltäglichen Leben gehören Regeln dazu. Ich danke der JVA Adelsheim und dem Badischen Fußball-Verband für die gelungene Schiedsrichterausbildung und bin mir sicher, dass die ‚Schiedsrichterei‘ den jungen Menschen auf ihrer Suche nach Gemeinschaft und Stabilität in unserer Gesellschaft helfen kann“, meinte Kempf.
JVA Adelsheim erhielt die Sepp-Herberger-Urkunde in der Kategorie “Resozialisierung”. (Copyright: JVA Adelsheim)
„Mühe geben, um Ziele zu erreichen“
Neben der Trainingseinheit konnten sich die Nachwuchsfußballer aus dem TSG-Spielerwohnheim im Rahmen einer Führung durch die Haftanstalt einen Eindruck vom Leben „hinter Gittern“ machen. Zum Abschluss stand eine gemeinsame Gesprächsrunde auf dem Programm. Insbesondere die Schilderungen der TSG-Nachwuchsfußballer zu ihrem straffen Tagesablauf und der hohen Trainings- und Wettkampfintensität beeindruckten die Strafgefangenen. „Aus solchen Aktionen schöpfen unsere Jugendlichen große Motivation für ihre zukünftige Lebensgestaltung. Die TSG-Nachwuchsspieler zeigen auf, dass man sich Mühe geben muss, um seine Ziele zu erreichen. Diese Botschaft müssen auch unsere jungen Insassen verstehen“, sagte Katja Fritsche, Leiterin der JVA Adelsheim. „Ohne Fleiß kein Preis“ – auch dieser Gedankenanstoß soll bei den Teilnehmern der Anstoß-Initiative noch lange in Erinnerung bleiben.