„Ich fand Herberger immer urig und natürlich“
15. April 2016 Zurück zur Artikelübersicht »

Im Interview: Norbert König (ZDF), Moderator der Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden in Mannheimer Rosengarten

Moderiert die Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden 2016: Norbert König

Moderiert die Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden 2016: Norbert König

Wenn der Papst Mainz besucht oder die Amerikaner auf dem Mond landen, dann fällt auch schon mal die ZDF-Sportreportage aus. Ansonsten aber eher nicht. Im Januar wurde die Sendung 50 Jahre alt – und keiner hat sie bisher öfter moderiert als Norbert König (mehr als 380 Mal). Die sportliche Allzweckwaffe steht seit dem Jahr 1987 in unterschiedlichsten Sportformaten beim Zweiten Deutschen Fernsehen vor der Kamera. Den am Ende des Deiches in Nordholz-Deichsende geborenen Familienvater bringt auch heute noch kaum etwas aus der Ruhe – es sei denn, er steht als Aktiver beim Tischtennis an der Platte und es läuft nicht rund. Am 15. April moderiert König die Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden im Mannheimer Rosengarten, zwei Tage zuvor stand er dem Journalisten Tom Neumann Rede und Antwort.

Herr König, ein Mittwochmittag, es ist 14 Uhr. Heute noch auf Sendung?

Nein, ich beschäftige mich schon mit der Sepp-Herberger-Stiftung und der Urkundenverleihung.

Wenn man so oft im Fernsehen zu sehen ist, macht man sich da eigentlich viele Gedanken über das Sakko und die Frage: „Krawatte, ja oder nein?“

Nein, also da mache ich mir nicht allzu viele Gedanken. Ich habe schon einen gewissen Fundus für die Heute-Sendung, da ist „mit Krawatte“ eigentlich Standard. Oft versuche ich das farblich auch mit der Moderatorin oder dem Moderator abzustimmen. Und in der Sportreportage oder bei Vor-Ort-Moderationen geht es dann gerne auch mal ein bisschen legerer.

An der Küste aufgewachsen, zum Studium nach Berlin, dann nach Mainz – und irgendwie hängengeblieben beim ZDF, oder?

Das stimmt, ja. Ich habe mich damals beworben und Dieter Kürten hat mich nach Mainz geholt. Ich bin sehr gerne nun schon so lange hier. Die ZDF-Sportberichterstattung gefällt mir, deshalb bleibe ich gerne ein Teil davon.

Was gefällt Ihnen besonders?

In meinem Fall ist es sicherlich die Vielfalt, weil ich mich nicht nur auf eine Sportart konzentriere und sowohl im Sommer als auch im Winter Dinge mache. Im Sommer zum Beispiel die Leichtathletik, im Winter Skispringen, Biathlon oder früher auch schon mal Alpinen Wintersport. Und in den Studiosendungen spiegelt sich ja auch die Vielfalt des Sports wieder.

Seit knapp drei Jahrzehnten sind Sie beim ZDF – auf Twitter (@royalsportsman) beschreiben Sie sich mit den Worten „Mal hier, mal da, gerne wech“. Leben Sie das mit dem Sport aus oder auch abseits der Arbeit?

(lacht) Das „gerne wech“ bezieht sich eher auf die Sozialen Medien.

Kein schlechter Plan. Aber Sie sind ansonsten auch gerne unterwegs?

Wenn man dienstlich unterwegs ist, dann ist das ja eher am Wochenende und durchaus auch mal belastend. Ansonsten bin ich aber eher heimatverbunden – das gilt für meine alte Heimat und meine Wahlheimat.

Sie haben beim Radio angefangen – und wer mal beim Radio angefangen hat, der kommt in der Regel irgendwann an den Punkt, an dem er das Radio vermisst. Ging es Ihnen auch Mal so?

Hin und wieder vermisse ich das tatsächlich – zum Beispiel, wenn ich Kollegen bei ihrer Reportage im Radio höre. Das hat schon wirklich Spaß gemacht. Auch wenn es viel mehr ein Beschreiben der Ereignisse war. Als Fernsehreporter muss man ja aufpassen nicht zu viel über das zu reden, was die Leute ja sowieso sehen.

1988 – Ihre ersten Olympischen Spiele für das ZDF in Seoul. Was haben Sie im Flieger dorthin gedacht?

Vom Grundgefühl her war ich glaube ich schon relativ gelassen. Ich gehe grundsätzlich an alle Aufgaben gelassen ran. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, besonders aufgeregt gewesen zu sein.

Immerhin waren Sie auf dem Weg zu Ihren ersten Olympischen Spielen als ZDF-Reporter – für viele Journalisten wird das immer ein Traum bleiben. Denkt man da nicht: Wow, jetzt hast du es geschafft?

Nein. Wenn ich ehrlich bin, dann sind mir solche Gedanken wie „Jetzt hast du es geschafft“ völlig fremd. Auch nicht, als ich eine Weile das Sportstudio moderiert habe. Ich glaube, ich habe da eine gesunde Distanz zu den Dingen, die das Arbeiten in der Öffentlichkeit betreffen. Ich sehe das gelassen.

Sie sind vom Naturell her vermutlich ohnehin eher der ruhige Norddeutsche, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Die Fernsehwelt ist heute oftmals schnelllebig und hektisch. Bei Ihnen hat man stets das Gefühl, Sie sind die Ruhe selbst. Oder täuscht das?

Mhh, also ob das grundsätzlich so ist, das lasse ich mal dahingestellt, aber bei der Arbeit auf jeden Fall.

Also beim Tischtennis können Sie auch schon mal sauer werden?

Absolut. (lacht)

Spielen Sie heute noch aktiv?

Ja klar, also wann immer es geht. Der Vorteil ist, dass in den unteren Klassen wochentags gespielt wird. Da bin ich natürlich eher mal Zuhause als am Wochenende. Der TTV Nierstein IV kann jederzeit auf mich zählen.

Sie haben seit dem Jahr 1988 von allen Olympischen Sommer- und Winterspielen berichtet. Da muss diese Frage kommen: Welches waren die schönsten Spiele?

Atmosphärisch, das sagen viele, aber das kann ich ganz konkret auch für mich sagen, waren Barcelona 1992 und Sydney 2000 schon besonders schön. Ganz frisch war London 2012 natürlich auch spektakulär und beeindruckend. Aber das Spektakel nimmt ja ohnehin in Zwei-Jahres-Schritten zu. Ein besonderes Erlebnis war für mich der 400-Meter-Lauf von Cathy Freeman in Sydney, als das ganze Stadion mucksmäuschenstill war vor dem Startschuss und dann das ganze Stadion abhob, als sie ihre Runde lief und dann auch noch gewonnen hat.

Liegt daheim auf dem Nachttisch schon der Rio-Reiseführer?

Nee, das mache ich eher spontan, zumal wir ja doch sehr viel arbeiten. Da braucht man nicht so viele Reiseinfos. Das Arbeiten steht im Vordergrund. Es ist keine Spaßreise, bei der man nebenbei ein bisschen arbeitet.

Sprechen wir über Fußball, über Sepp Herberger im Speziellen: Ihre Erinnerungen und Gedanken an den Chef?

Meine erste Begegnung mit dem großen Fußball war, als ich mit meinem Vater 1966 die Weltmeisterschaft in England geschaut habe. Aber da habe ich nicht so furchtbar viel mitbekommen. Ich weiß noch, dass es ein 5:0 gegen die Schweiz gab, „Emma“ sein grandioses Tor gegen Spanien geschossen hat, und dass es dieses grausige Endspiel gab. Früher war die Berichterstattung ja auch noch nicht so intensiv. Ich habe Herberger immer mal wieder in Zusammenschnitten oder kurzen Statements gesehen. Ich fand ihn immer urig, auch natürlich und sehr bei sich selbst. Ein Mannheimer Urgestein eben. Und einer, der „der Chef“ war. Das hat er auch immer so ausgestrahlt.

Gibt es solche Typen heute auch noch?

Es gibt jüngere Trainer, die auch eine Souveränität ausstrahlen. Aber ich glaube, das ist mit damals schwer vergleichbar, weil sich der Job an sich und auch die Öffentlichkeitsarbeit sehr verändert haben.

Bei all Ihrer Routine: Wie bereitet man sich dann auf die Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden vor?

Das ist relativ einfach, weil die Sepp-Herberger-Stiftung eine sehr intensive Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Zudem stehe ich seit Wochen in engem Austausch mit der Stiftung. Bis zur Verleihung werden wir uns zwei Mal zusammengesetzt haben, um die Inhalte durchzusprechen. Das heißt, ich kann mich sehr gut einarbeiten in das Thema, Inhalte auch mal querlesen und mich nicht nur rein mit dem Ablauf der Veranstaltung beschäftigen. Ich finde es immer spannend, wenn man sich in ein neues Thema intensiv einarbeiten kann, auch wenn man am Ende nicht alles davon für die Moderation verwendet. Das ist eine tolle Aufgabe und ich freue mich auf den Abend und darauf, viele Fußball-Heroen auch mal persönlich zu treffen. Ich finde die Arbeit der Stiftung absolut wichtig.

Zum Abschluss noch einmal der Blick auf den Mainzer Lerchenberg: Im nächsten Jahr heißt es für Sie 30 Jahre ZDF: Schon was geplant? Eine extra Tasse friesischen Tee vielleicht?

Ist das so, 30 Jahre? Stimmt. Och, ich fand unser Jubiläum 50 Jahre Sportreportage im Januar wichtiger. Da habe ich mich ziemlich reingekniet, weil ich die Sendung schon sehr häufig moderiert habe. Was mich betrifft: Ich bin da eher nicht so hinterher und das wird vielleicht eher ein Thema, wenn der Mai 2017 näher rückt.

Und jetzt verraten Sie uns bitte noch, wann Norbert König zum Privat- oder Bezahlfernsehen wechselt?

Och, so mit 81 oder 82 Jahren werde ich mal nachfragen, ob die noch einen knackigen Senior brauchen.