Sepp Herberger Urkunde 2015 für Diemarden/Groß Schneen – Sport und Bildung Hand in Hand
25. März 2015 Zurück zur Artikelübersicht »

Im Mannheimer Rosengarten werden am kommenden Freitag (27. März 2015) die Sepp-Herberger-Urkunden 2015 verliehen. Insgesamt zehn Fußballvereine erhalten in den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein sowie Sozialwerk die mit Geldpreisen in einer Gesamthöhe von 35.000 Euro dotierten Auszeichnungen. Platz 1 in der Kategorie Schule und Verein belegt die SG TSV Diemarden/Groß Schneen (Niedersachsen). Der freie Journalist Rainer Kalb stellt den Sieger vor.

Es gehört sich, grundsätzlich mit Superlativen vorsichtig zu sein. Sonst lässt sich nur noch in ein „Super, super, super“ verfallen. Was aber die SG TSV Diemarden/Groß Schneen auf die Beine gestellt hat, hat ohne Wenn und Aber die Sepp-Herberger-Urkunde 2015 im Bereich „Schule und Verein“ verdient.

Initiator Jörg Siegele

Initiator Jörg Siegele

Jörg Siegele, neben Kai Loges einer der Initiatoren und Vordenker der nachfolgend skizzierten erfolgreich in die Praxis umgesetzten Idee, erinnert sich: „Groß Schneen hatte seit 20 Jahren eine Damenmannschaft. Diemarden, das zehn Kilometer entfernt liegt, hatte eine gute weibliche B-Jugend. Da haben wir irgendwann die Kirchturmpolitik geändert und gesagt: ‚Wir müssen zumindest im Frauenbereich zusammen gehen‘. Eine Realschule wurde geschlossen; es gibt die Ganztagesschulen, was Nachmittagstraining sehr erschwert. Der Nachwuchs bleibt aus demografischen Gründen aus. Das Freizeitverhalten hat sich geändert. Da müssen Vereine einfach reagieren und bestenfalls aktiv agieren.“

Die Gründung der Spielgemeinschaft (SG) TSV Diemarden/Groß Schneen im Fußball-Frauenbereich war 2013 die Konsequenz. Sie ist finanziell unabhängig von den Stammvereinen. Und sie hat ein griffiges Motto für die neue und in ihrer konkreten Umsetzung noch einzigartige Ausrichtung gefunden: „Sport und Bildung Hand in Hand“.

Sport, Nachhilfe, soziale Kompetenz und mehr

Die veranschaulichenden Beispiele lassen sich in ihrer Vielfältigkeit auf dem zur Verfügung stehenden Raum kaum darstellen. Exemplarisch seien genannt: Eltern, die Lehrer an Göttinger Gymnasien sind, oder Spielerinnen der Damen-Mannschaft, die die entsprechenden Fächer studieren, geben dem Nachwuchs bei Bedarf schulische Nachhilfe oder Ergänzungsunterricht. Gerade für Spielerinnen mit Migrationshintergrund ist in diesem Zusammenhang Deutschunterricht sehr wichtig, um sich nicht nur über die „Fußballsprache“ zu integrieren.

An der Martin Luther King-Schule gibt es eine Mädchenfußball-AG, die von einer medizinisch ausgebildeten Spielerin geleitet wird. Inzwischen gibt es zehn Teilnehmerinnen; zwei weitere Mädchen spielen inzwischen in den Nachwuchsteams der SG.

Der Frauen- und Mädchenfußball ist die wichtigste Säule der SG Diemarden - Groß Schneen

Der Frauen- und Mädchenfußball ist die wichtigste Säule der SG Diemarden – Groß Schneen

Aktionen für und mit der „Göttinger Tafel“, um die soziale Kompetenz zu stärken, Fahrgeldunterstützung für Eltern, die ihre Kinder aus entlegenen Dörfern zwei Mal pro Woche zum Training bringen, ein Fahrdienst für auswärtige Spielerinnen vom Bahnhof zum Trainingsplatz und zurück, Hilfe für die Nachhilfe-Studentinnen sowie bei der Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen, um auch durch einheitliche Kleidung den Mannschaftsgeist zu untermauern: Die SG ist rührig und blickt weit über die Spielfeldbegrenzung hinaus.

Kai Loges fasst zusammen: „Sportlich hat es uns geholfen, dass wir den VfL Wolfsburg als Kooperationspartner gewinnen konnten. Davon haben wir im Leistungssegment profitiert. Andererseits ist unsere F-Jugend–Abteilung von 14 Mitgliedern im Jahr 2011 auf aktuell über 60 Kinder angewachsen. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg und für alle Gruppen, vom Leistungssport bis zum Nachwuchs, attraktiv sind.“

Die weiteren Plätze in der Kategorie Schule und Verein belegen der SV Empor Berlin (2. Platz) und der BSV Nordstern Radolfzell (Südbaden; 3. Platz).