Premiere am Niederrhein: DFB-Landesverband gründet „Handicap-Liga“
27. Oktober 2014 Zurück zur Artikelübersicht »

Der Fußballverband Niederrhein startete am vergangenen Wochenende eine „Handicap-Liga“. Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung spielen künftig in einer eigenen Spielrunde miteinander Fußball. Auch für Senioren gibt es eine eigene Liga. Ein Novum im deutschen Fußball. Der Ursprung der Spielrunde liegt in der Inklusionsinitiative der Sepp-Herberger-Stiftung. Seit 2012 finanziert die Stiftung mit der Initiative „Fußballfreunde“ in den DFB-Landesverbänden Inklusionsbeauftragte. Der FVN-Beauftragte, Axel Müller, verwirklicht die Idee am Niederrhein.

Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung spielen zusammen Fußball

Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung spielen zusammen Fußball

Erstmals gibt es seit Mitte Oktober im Seniorenbereich eine Liga sowie für U16-Mannschaften eine Turnierform, in der die Gedanken der Inklusion verwirklicht werden. Das bedeutet: Behinderte Menschen spielen gemeinsam mit Nichtbehinderten in einer Mannschaft. Das Ganze nennt sich „Handicap-Liga“ und besteht parallel zum laufenden Spielbetrieb von Senioren-, Jugend-, Frauen- und Mädchenmannschaften.

Peter Frymuth, Präsident des FVN und als DFB-Vizepräsident für Spielbetrieb und Fußballentwicklung zuständig, unterstreicht: „Wir können angesichts der demographischen Entwicklung nicht mehr darauf warten, dass die Leute automatisch zu uns kommen. Wir können aber eine Plattform schaffen, um zu sehen, wer sich – um ein viel genutztes Wort noch einmal zu strapazieren – der ‚Fußballfamilie‘ anschließen will. Wir brauchen keine Liga mit 20 Vereinen. Wir brauchen erst einmal Vereine, in denen es ehrenamtliche Helfer gibt – möglichst mit ein wenig Trainer-Erfahrung, die sich um diese Mannschaften kümmern. Es geht nicht um die Masse, wir brauchen Akzeptanz.“

Schirmherr der Liga - DFB-Vizepräsident Peter Frymuth

Schirmherr der Liga – DFB-Vizepräsident Peter Frymuth

Insgesamt elf Teams bei Junioren und Senioren dabei

Darum soll die Premiere auch kein Leuchtturm im deutschen Fußball sein, sondern ein Test. Gespielt wird auf Jugendtore und einem verkleinerten Spielfeld, ohne Abseits- und Rückpassregel, mit sechs Feldspielern und einem Torwart sowie der Erlaubnis des fliegenden Wechsels. Die Jugendlichen spielen zweimal zwölf Minuten, die Senioren zweimal 30 Minuten. Axel Müller: „In den Niederlanden gibt es schon ein ähnliches Modell. Wir am Niederrhein haben den Vorteil einer großen Dichte an Fußballvereinen. Damit halten wir die Reisekosten auch niedrig. Das ist in Flächenländern wie Bayern oder in Ostdeutschland ganz anders.“

An den Start gehen zu Beginn sieben Jugendmannschaften sowie aus dem Seniorenbereich der PSV Wesel Lackhausen, Alemannia Pfalzdorf, der BV Weckhoven und Union Mühlheim.

Müller: „Wir legen jetzt erst richtig los!“

Natürlich sollen mit der „Handicap-Liga“ gerade im ersten Jahr Erfahrungen gesammelt werden. Beispielsweise zum Umgang mit unterschiedlichen Behinderungen. Müller sagt: „Wie können wir möglichst chancengleiche Teams zusammenstellen? Worauf müssen wir achten? Welche Maßstäbe können wir anlegen? Auf diese Fragen müssen wir im Laufe der Zeit Antworten finden. Aber wir sind Sportler, und jetzt fangen wir erst einmal an.“

Der Anfang ist geglückt, der Spieltag am vergangenen Wochenende im Krefelder Stadtteil Oppum war ein voller Erfolg, wie Müller betont: „Es war sensationell, der Spieltag hat all unsere Erwartungen übertroffen. Jetzt legen wir erst richtig los.“

 

U16-Teams der „Handicap-Liga”:

Post Siegried Hamborn
SV Oppum
Union Mülheim
Alemania Pfalzdorf
BV Weckhoven
Germania Datteln
DJK Franz Saales Haus Essen

Weitere Informationen unter : www.dfb.de/video/handicap-liga-startet-in-krefeld