Wut und Hass sind schlechte Ratgeber! – Eugen Gehlenborg und Otto Rehhagel besuchen JVA Wuppertal-Ronsdorf
10. April 2014 Zurück zur Artikelübersicht »

Die JVA Wuppertal-Ronsdorf ist nicht nur die größte Jugendstrafanstalt in Nordrhein-Westfalen, sie unterhält auch eine besondere Wohngruppe. In einer eigens eingerichteten „DFB-Wohngruppe“ leben die rund 15 jugendlichen Teilnehmer an der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ zusammen. Gestern kamen mit DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg und Otto Rehhagel prominente Gäste zu Besuch.

Rehhagel engagiert sich seit dem Jahr 2007 im Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung; der aus Garrel in Niedersachsen stammende Eugen Gehlenborg führt als DFB-Vizepräsident für Sozial- und Gesellschaftspolitik seit Oktober 2013 den Vorstand der ältesten deutschen Fußballstiftung.

Bei einem Rundgang durch die JVA lernten die Gäste die über 517 Haftplätze und rund 300 Mitarbeiter verfügende Haftanstalt Am Schmalenhof kennen. Sport spielt in der Einrichtung eine besondere Rolle – gemeinsam mit seinen Kollegen organisiert Sportkoordinator Uwe Stärk ein vielfältiges Angebot mit mehr als 80 Sportgruppen.

Einblicke in ein Leben für den Fußball

Wut und Hass sind schlechte Ratgeber. Otto Rehhagel und Eugen Gehlenborg besuchen die JVA Wuppertal-Ronsdorf

Wut und Hass sind schlechte Ratgeber. Otto Rehhagel und Eugen Gehlenborg besuchen die JVA Wuppertal-Ronsdorf

Der Fußball ist auch hinter Gittern die Nummer 1, der Besuch der Stiftungsvertreter Gesprächsthema Nummer 1: „Unsere Jugendlichen sprechen seit Wochen über nichts anderes mehr“, sagt Diplom-Pädagogin Viktoria Maier. Kurz vor 16 Uhr war es dann soweit – in einer Gesprächsrunde berichtete Otto Rehhagel über seine Karriere. Der Lebensweg des 75-jährigen Esseners ist untrennbar mit der Fußball-Bundesliga verknüpft. Erst vergangene Woche zeichnete ihn DFB-Präsident Wolfgang Niersbach mit einer besonderen Ehrung für sein Lebenswerk aus. Den Jugendlichen berichtete „König Otto“ über den Start der Spielserie im Jahre 1963, seine Zeit als Spieler und natürlich seine Stationen als Trainer. „Die Zeit in Bremen werde ich nie vergessen. Ich habe mit dem SV Werder meine erste deutsche Meisterschaft gefeiert“, so Rehhagel. Aber auch der Titelgewinn mit dem damaligen Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern im Jahre 1998 ist nicht nur bei Rehhagel unvergessen: „Dieser Durchmarsch war außergewöhnlich. Ich habe meinen Spielern damals gesagt ‚Meine Herren, bevor es einer bemerkt, müssen wir durch sein‘“. Otto Rehhagel hatte viel zu erzählen an diesem Nachmittag – natürlich auch über den Gewinn des EM-Titels mit Griechenland im Jahr 2004. Neben den Einblicken in sein Sportler-Leben, informierte er sich über den Lebensalltag der Inhaftierten. „Im Sport, wie überhaupt im Leben, muss man sich an Regeln halten. Wut und Hass sind schlechte Ratgeber“, so Rehhagel. Nach der Gesprächsrunde gestaltete der Fußball-Lehrer auf dem Kunstrasenspielfeld der Haftanstalt eine rund einstündige Trainingseinheit. Ganz im Sinne der Herberger-Weisheit: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz“.

Anstoß für ein neues Leben

Seit ihrer Errichtung im Jahre 1977 engagiert sich die Sepp-Herberger-Stiftung im Bereich der „Resozialisierung“. Prominente Fußball-Persönlichkeiten besuchen regelmäßig bundesdeutsche Haftanstalten. Sepp Herberger selbst hatte im Jahr 1970 damit begonnen. Mit der Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ engagiert sich Stiftung speziell für Jugendstrafgefangene. Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, den beteiligten Haftanstalten sowie den zuständigen DFB-Landesverbänden werden Ausbildungsangebote zu Fußball-Trainern oder Schiedsrichtern angeboten und die Jugendlichen aktiv auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet.