02. April 2013 | Zurück zur Artikelübersicht » |
48 Mal trug Jens Nowotny das Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, 334 Partien bestritt er für den Karlsruher SC und Bayer Leverkusen in der Bundesliga. Gestern besuchte der WM-Dritte von 2006 erstmals im Auftrag der Sepp-Herberger-Stiftung eine Justizvollzugsanstalt. In der JVA Heinsberg war er zu Gast in der so genannten „DFB-Wohngruppe“.
In der Wohngruppe leben die rund ein Dutzend Teilnehmer an der Resozialisierunginitiative „Anstoß für ein neues Leben“. Zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit hat es sich die älteste deutsche Fußballstiftung zum Ziel gesetzt, mit Jugendstrafgefangenen eine Perspektive für die Zeit nach der Inhaftierung zu erarbeiten. 13 Haftanstalten aus fünf Bundesländern nehmen aktuell an dem Programm teil. Regelmäßige Fußballtrainingseinheiten, Ausbildungen zum Schiedsrichter oder Trainer sowie Berufsberatungsangebote sind wichtige Bestandteile und bieten den Jugendlichen Chancen für eine erfolgreiche Resozialisierung.
Nowotny informierte sich vor Ort über die Gruppe, berichtete den Jugendlichen aus seiner sportlichen Karriere und begleitete eine Trainingseinheit. „Es sind einige gute Fußballer unter den Jugendlichen“, stellte Nowotny dabei schnell fest. Kein Wunder – denn der Fußballsport spielt in der JVA eine besondere Rolle. „Wir haben zwei Anstaltsmannschaften und kooperieren zudem mit dem SV Ophoven“, berichtet Sportübungsleiter Herbert Stolz. Die Zusammenarbeit mit dem C-Kreisligisten hat lange Tradition: „Wir kooperieren bereits seit einigen Jahren mit der JVA Heinsberg“, erzählt Klubchef Dirk Schulze. „Regelmäßig nehmen Jugendstrafgefangene am Spielbetrieb unserer Herren-Mannschaft teil“.
„Menschen, denen man vertrauen kann!“
An ihren prominenten Gast hatten die jugendlichen Inhaftierten viele Fragen: Wann haben Sie mit dem Fußball angefangen? Welches war Ihr schönstes Spiel? Wer der unangenehmste Gegenspieler? Der
39-Jährige nahm sich viel Zeit für die Gespräche, berichtete ausführlich aus seiner Laufbahn. „Der Höhepunkt meiner Karriere war die WM 2006. Das Spiel um Platz 3 in Stuttgart werde ich nie vergessen“, erinnert sich Nowotny. Gemeinsam mit Stiftungsbotschafter Oliver Kahn bestritt er damals in Stuttgart sein letztes Länderspiel. „Gut in Erinnerung habe ich aber auch eine Partie mit der Junioren-Nationalmannschaft im Londoner Wembley-Stadion. Eine beeindruckende Atmosphäre!“ In Nowotnys Laufbahn gab es aber nicht nur Höhepunkte. Der heute als Spielerberater tätige Ex-Profi musste mit einigen verletzungsbedingten Rückschlägen umgehen: „Ich habe in meiner Karriere vier Kreuzbandrisse und mehrere Knochenbrüche erlitten“, sagt er. „Es gibt immer einen Weg zurück. Wichtig ist, dass man sich Ziele setzt und Menschen hat, denen man vertrauen kann.“
Anstoß für ein neues Leben: Mit Fußball zurück in die Gesellschaft
Zusammen mit den jeweiligen Justizvollzugs- und Jugendstrafanstalten, der Bundesagentur für Arbeit sowie den DFB-Landesverbänden hat es sich die älteste deutsche Fußballstiftung zum Ziel gesetzt, Jugendstrafgefangenen über den Fußballsport einen neuen Lebensweg zu eröffnen. Neben dem aktiven Sporttreiben stehen dazu verschiedene Aus- und Fortbildungsangebote in den Kategorien „Fußball“, „Arbeit / Beruf“ und „Soziales“ zur Verfügung.
Weitere Informationen zum „Anstoß für ein neues Leben“ finden Sie hier.