30. März 2013 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der 1. Amputierten Fußball Club e.V. traf sich vergangenes Wochenende zu einer ausführlichen Schulung in der Sportschule Hennef. Durch regen Mitgliederzulauf und einen neuen Trainer geht der Amputierten-Fußball in Deutschland erste Schritte in Richtung Professionalisierung. Ziel des Vereins ist es, 2014 an der Weltmeisterschaft im Amputierten-Fußball teilzunehmen. Unterstützt wird der Klub durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger.
Der 1. Amputierten Fußball Club (1. AFC) ist der einzige seiner Art in Deutschland. Die Fußballer reisen aus der ganzen Republik an, um bei den Trainings-Wochenenden dabei zu sein. Gegründet wurde der Verein mit Sitz in Ludwigsburg im April 2012. Die Entwicklung verläuft seitdem sehr positiv. „Alle sind sehr motiviert. Mit Hans-Jürgen Huth aus Berlin haben wir seit einiger Zeit erstmals einen erfahrenen Trainer an unserer Seite“, sagt Lothar Schacke, der derzeitige Teammanager. „Außerdem sind wir aktuell damit beschäftigt, dem Württembergischen Fußballverband beizutreten.“ Die Schicksale der Sportler sind unterschiedlich. Einige Spieler haben ihr Bein durch einen Unfall verloren, andere durch Krankheit. So musste auch Marco Reinecke bereits im Alter von vier Jahren das linke Bein abgenommen werden. Der 35jährige spielt trotzdem bereits sein Leben lang Fußball. „Einige Gegenspieler haben manchmal Berührungsängste, viele zeigen aber auch Respekt und Anerkennung“, erzählt Reinecke. Bis heute spielt er in Berlin bei SPM Schöneiche in der Freizeitliga. Das besondere: Alle Mitspieler haben zwei Beine. Im Alltag trägt der Mittelfeldakteur keine Beinprothese. Damit ist er unter seinen Teamkollegen des 1. AFC eher eine Ausnahme: „Die meisten bewältigen den Alltag sonst mit Prothesen, denn obwohl wir schon jahrelang mit nur einem Bein leben, ist der Umgang mit Unterarmstützen eine besondere Herausforderung“, so Reinecke.
In Deutschland noch in der Entwicklungsphase
Die Regeln im Amputierten-Fußball entsprechen zu einem Großteil den gängigen Fußballstandards. Es gibt aber einige Anpassungen: Gespielt wird auf einem Halbfeld im Modus „Sechs gegen Sechs“. Es dürfen ausschließlich Unterarmstützen benutzt werden. Der Torwart ist zweibeinig, darf im Spiel aber nur eine Hand einsetzen. Die Spielzeit beträgt zweimal 20 Minuten. Die Sportart selbst gibt es schon seit den 1980er-Jahren. „Verglichen mit England, Polen und Russland befindet sich der Amputierten-Fußball in Deutschland noch in der Entwicklungsphase“, erklärt Trainer Hans-Jürgen Huth. Der Berliner plant mit seinem Team künftig monatlich zu trainieren. Das große Ziel ist es, 2014 an der Weltmeisterschaft im Amputierten-Fußball in Mexiko teilzunehmen. „Zwei Jahre Vorbereitungszeit sind nicht viel. Es wird darauf ankommen, dass wir uns taktisch und technisch auf einige Bereiche konzentrieren, um mithalten zu können“, fügt Huth hinzu. Für ihre Mission suchen die Klubverantwortlichen noch Mitstreiter, denn mit 15 – 20 Spielern ist der Kader noch vergleichsweise klein.
Informationen zum 1. AFC unter: www.amputierten-fussball.de