28. März 2013 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Celia Okoyino da Mbabi hatte gestern einen besonderen Termin. Pünktlich um 10 Uhr kam die 24jährige Nationalspielerin an der Jugendstrafanstalt in Wittlich an. Dort traf sie neun Jugendstrafgefangene zu einer Gesprächsrunde und einer gemeinsamen Trainingseinheit. Die Europameisterin von 2009 engagiert sich als Patin für die Resozialisierungsinitiative „Anstoß für ein neues Leben“ der Sepp-Herberger-Stiftung.
Die jungen Männer im Alter von 16 bis 24 Jahren hatten sich sehr gut auf den Besuch der prominenten Fußballerin vorbereitet. Detailliert konnten sie die sportliche Karriere beschreiben, wussten aber auch um besondere Anekdoten. „Sie sind die einzige Spielerin in Deutschland, auf deren Vereinstrikot nur der Vorname aufgedruckt ist. Auf dem Trikot der Nationalmannschaft steht aber auch Ihr Nachname“, referierte Mehmet, einer der jugendlichen Projektteilnehmer. Nach der Gesprächsrunde lag die Wahrheit sprichwörtlich auf dem Platz: Bei der gemeinsamen Trainingseinheit überzeugte sich die Olympia-Teilnehmerin von 2008 von den sportlichen Fähigkeiten der Jugendlichen. Anschließend lernte die Stürmerin des SC 07 Bad Neuenahr bei einem Rundgang durch die Strafanstalt eine für sie bislang unbekannte Welt kennen.
Okoyino: “Fußball kann viel bewegen!”
Die 1912 eingerichtete Jugendstrafanstalt (JSA) in der Nähe von Trier nimmt seit genau einem Jahr an der Anstoß-Initiative teil. „Wir haben von
Anbeginn an die Chancen geglaubt und wurden nicht enttäuscht“, sagt Karin Strieker, die stellvertretende Leiterin der Haftanstalt. „Klares Ziel ist es, die Jugendlichen ganzheitlich zu integrieren“. Die JSA ist in ihrem Bemühen nicht allein: Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit, dem Fußballverband Rheinland, der Handwerkskammer Trier und weiteren Partnern engagiert man sich für die Jugendlichen. Der Einsatz lohnt: „Oft sitze ich abends in meiner Zelle und hoffe, dass die Zeit schnell vorbeigeht. Es ist schön, eine zweite Chance zu bekommen. Der Fußball soll mein Sprungbrett in eine bessere Zukunft sein“, sagt Cekan. Der Jugendliche hat während seiner Inhaftierung mit dem Fußballspielen begonnen: „Nach der Haftentlassung möchte ich in einem Fußballverein Mitglied werden.“ Die integrative Kraft des Fußballs unterstrich auch Celia Okoyino da Mbabi: „Es ist ein tolles Projekt, das euch viele Chancen und Möglichkeiten bietet. Nutzt die Gelegenheiten. Der Fußball kann viel bewegen!“.
Anstoß für ein neues Leben: Mit Fußball zurück in die Gesellschaft
Zusammen mit dem Justizministerium, den drei Justizvollzugs- und Jugendstrafanstalten, der Bundesagentur für Arbeit und den beiden Fußballverbänden hat es sich die älteste deutsche Fußballstiftung in Rheinland-Pfalz zum Ziel gesetzt, Jugendstrafgefangenen über den Fußballsport einen neuen Lebensweg zu eröffnen. Neben dem aktiven Sporttreiben stehen dazu verschiedene Aus- und Fortbildungsangebote in den Kategorien „Fußball“, „Arbeit / Beruf“ und „Soziales“ zur Verfügung. Die Initiative läuft zudem in Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen.
Weitere Informationen zum „Anstoß für ein neues Leben“ finden Sie hier.