Wolfgang Dremmler neuer Stiftungsbotschafter
23. August 2012 Zurück zur Artikelübersicht »

Das Engagement prominenter Nationalspieler und Nationalspielerinnen für die Sepp-Herberger-Stiftung hat lange Tradition: Im Münchener Rathaus am Marienplatz wurde heute mit Wolfgang Dremmler ein weiterer Stiftungsbotschafter vorgestellt. Der WM-Teilnehmer von 1982 betritt insgesamt 27 A-Länderspiele und gewann mit dem FC Bayern vier Meistertitel und drei Mal den DFB-Pokal.

Den Roten ist Dremmler noch heute beruflich verbunden. Seit Sommer leitet der 58-Jährige das Nachwuchsleistungszentrum des Rekordmeisters. Mit dem Journalist Rainer Kalb hat der gebürtige Niedersachse unter anderem über sein Engagement für die Sepp-Herberger-Stiftung gesprochen.

Kalb: Wolfgang Dremmler, Sie sind heute als neuer Botschafter der Sepp-Herberger-Stiftung vorgestellt worden. Mit Oliver Kahn sind Sie dann der zweite Ex-Bayern-Spieler, der sich aktiv für die Stiftung engagiert. Was hat Sie dazu bewogen?

Dremmler: Ich bin jetzt 58 Jahre. Ich war 18, als ich noch als Amateur bei Union Salzgitter spielte. Mein damaliger Trainer Hannes Wittfoth war Leiter der Justizvollzugsanstalten in Wolfenbüttel und Braunschweig. Wir haben ihn als Jugendliche natürlich immer nur als Knastdirektor bezeichnet. Wittfoth hat mich dann mal in ein Gefängnis mitgenommen. Ich habe mich schon immer für die Menschen interessiert, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, aber bei all den Reisen mit Eintracht Braunschweig (138 Bundesligaspiele / 9 Tore), dem FC Bayern (172/6) und der Nationalmannschaft (27/3; Vizeweltmeister 1982) war meine Zeit doch beschränkt.

Kalb: 1995 wurden Sie dann Chefscout bei den Bayern. Auch eine reiseintensive Aufgabe.

Dremmler: In der Tat. Und ich bin froh, dass ich seit dem 1. August Leiter des Jugendleistungszentrums bin. Das ist zwar auch arbeitsintensiv, gibt mir aber doch mehr Zeit, in München zu sein.

Kalb: Wie sind Sie denn jetzt auf die Sepp-Herberger-Stiftung gestoßen?

Dremmler: Ach, das war ein Zufall. Willy Küffner, der lange im Bayerischen Fußball-Verband tätig war, hatte mich mal gefragt, ob ich nicht mal eine Gesprächsrunde in einer Justizvollzugsanstalt mitmachen wollte. Da habe ich dann zugesagt und bin seit dem mit Begeisterung dabei.

Kalb: Was sind die Ziele?

Dremmler: Wir sind natürlich keine ausgebildeten Experten für Resozialisierung. Aber wir merken, welches Interesse der Fußball bei den Inhaftierten weckt und wie bekannt selbst solch alten Spieler wie ich noch sind. Unser Ziel sind Diskussionsrunden, um den Gefangenen zu beweisen, dass man aus einem Teufelskreis herauskommen kann. Unser Ziel sind Fußball-Turniere, um zu beweisen, wie stark man gemeinsam sein kann. Unser Ziel ist es, über den Fußball auch dafür zu plädieren, einen Gegner zu akzeptieren. Die Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ ist auf diesem Weg im Jugendstrafvollzug vorbildlich.

Kalb: Nach unseren Informationen ist das nicht ihr erstes soziales Engagement?

Dremmler: Ach, wissen Sie, wenn man als Scout die verschiedensten Kulturen der Welt kennengelernt hat oder jetzt für all die Jugendlichen mitverantwortlich ist, die eigenen Kinder glücklich sind, da will man auch etwas zurückgeben. Es stimmt, Paul Breitner hat mich mal zur ‚Münchner Tafel‘ mitgenommen. Da werden jeden Montag an Bedürftige für eine Woche Lebensmittel verteilt, die bei den großen Ketten weggeworfen würden. Noch wichtiger als die Nahrung ist oft der Bedarf nach Gesprächen. Wir bauen dann montags ein paar Stände auf und sind von 11.30 Uhr bis rund 14.30 Uhr da. Eine Art verlängerte Mittagspause für mich. Es tut gut – auch mir.