13. September 2011 | Zurück zur Artikelübersicht » |
„11 Jahre – 11 Freunde“ unter diesem Motto steht in diesem Jahr die Deutsche Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen. Bei der Eröffnung mit dabei waren auch die Stiftungskuratoren Otto Rehhagel und Dr. Klaus Kinkel. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth berichtet.
Bereits zum elften Mal wird eine Deutsche Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) ausgespielt, die in diesem Jahr passend unter dem Motto „11 Jahre, 11 Freunde“ steht. Organisiert und mit 80.000 Euro finanziert wird das Finalturnier der 16 Landessieger von der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Qualifiziert für das viertägige Turnier haben sich Mannschaften aus Mannheim, Nürnberg, Berlin, Senftenberg, Bremen, Hamburg, Frankfurt a.M., Stralsund, Hannover, Recklinghausen, Pirmasens, Püttlingen, Weißwasser, Unseburg, Kappeln und Bad Klosterlausnitz. Bis zum Finale am Donnerstag um 13.15 Uhr bestreiten die geistig und psychisch beeinträchtigten Fußballer aus ganz Deutschland 48 Spiele.
Watzke: “Die Leistungsunterschiede sind gravierend”
Spielberechtigt im Turnier ist jeder WfbM-Mitarbeiter, während im Nationalteam, der „Mannschaft für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung“, streng nach Intelligenzquotient nominiert wird. Im deutschen Auswahlteam stehen nur Spieler mit einem IQ von 75 oder niedriger. „Die Leistungsunterschiede sind gravierend, aber im Mittelpunkt der Deutschen Meisterschaften stehen eben der sportliche Wettbewerb und das soziale Miteinander. Wir wollen niemanden ausschließen“, erklärt Wolfgang Watzke, Geschäftsführer der 1977 gegründeten Sepp-Herberger-Stiftung, den offenen Charakter des Turniers, bei dem geistig und psychisch behinderte Menschen mit- und gegeneinander Fußball spielen.
„Fußball bringt Menschen zusammen!“
Deutschlandweit gibt es 756 Werkstätten an rund 2.500 Standorten, dort werden 285.000 behinderte Menschen beschäftigt. „Fußball funktioniert dadurch als Mittel, um Menschen zusammen zu bringen. Wir ebnen unseren Mitarbeitern mit dem Fußball den Weg in die Gesellschaft“, betont Martin Berg, stellvertretender Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten. In fast allen WfbM wird gekickt. „Fußball ist auch in den Werkstätten die Nummer 1“, sagt Berg. Unter dem Begriff „Inklusion“ verfolgen Berg und auch der ebenfalls anwesende Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, Friedhelm Julius Beucher, das ambitionierte Ziel, behinderten Menschen zunehmend den Zugang in die „normale“ Gesellschaft zu ermöglichen. Der Titelverteidiger etwa, das Team der Reha-Werkstatt aus dem Frankfurter Stadtteil Oberrad, will so schnell wie möglich im regulären Spielbetrieb antreten.
„Der Fußball ist eine Abwechslung in unserem Alltag. Das Spielen stärkt unseren Zusammenhalt und für jeden Einzelnen das Selbstbewusstsein“, sagt Daniel Haag, ein Fußballer der Frankfurter, die zweimal in den vergangenen drei Jahren den Titel bei den Deutschen Werkstatt-Meisterschaften gewonnen haben.
Gemeinsam zur Champions League nach Dortmund
Zu den Veranstaltern der Meisterschaften gehören neben der DFB-Stiftung auch der Deutsche Behindertensportverband (DBS), die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG:WfbM) und Special Olympics Deutschland. Die Sportschule Wedau dient für die vier Turniertage als Unterkunft. Ein Arzt und drei Physiotherapeuten stehen im Verletzungsfall zur Verfügung.
Und am Dienstagabend erwartet die Teilnehmer noch ein ganz besonderer Programmpunkt. Den stellte Dr. Klaus Kinkel vor, der alle 234 Spieler und Betreuer im Namen der Stiftung zum Champions-League-Spiel Borussia Dortmund gegen Arsenal London einlud. So viel herzlichen und zustimmenden Applaus dürfte der Bundesaußenminister a.D. und heutige stellvertretende Vorsitzende des Stiftungskuratoriums im Bundestag früher auch nach seinen besten Reden nur selten zu hören bekommen haben.