03. September 2011 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Im April startete in den sechs nordrhein-westfälischen Jugendstrafanstalten das neu-konzipierte Projekt „Anstoß für ein neues Leben“. Am Samstag zogen Stiftungsbotschafter Oliver Kahn und NRW-Justizminister Thomas Kutschaty in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Herford eine erfolgreiche Bilanz. Das Projekt soll zeitnah auf weitere Bundesländer ausgedehnt werden. Geehrt wurden auch die Teilnehmer am diesjährigen Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal.
Das Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal ist der alljährliche sportliche Höhepunkt des Stiftungsprojekts “Anstoß für ein neues Leben”. Ziel der bundesweit einmaligen Initiative ist es, jungen Gefangenen und Haftentlassenen systematische Unterstützung bei der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung zu geben. Im vergangenen April wurde das 2008 gestartete Pilotprojekt neu ausgerichtet: „Die Bundesagentur für Arbeit ist als Partner hinzugekommen und das von Oliver Kahn entwickelte Motivationsprogramm ‚DU PACKST ES!‘ wurde integriert“, berichtet DFB-Vizepräsident Karl Rothmund, der Vorsitzende der ältesten deutschen Fußballstiftung. „Neu ist auch, dass den Projekteilnehmern in den Kategorien Fußball, Arbeit/Beruf und Soziales verschiedene Fortbildungsangebote zur Verfügung stehen: Dazu zählen Trainer- und Schiedsrichterausbildungen sowie Bewerber- und Anti-Gewalt-Trainings.“
Das Konzept kommt bei den Jugendstrafgefangenen gut an: In der JVA Siegburg fand beispielsweise kürzlich eine Schiedsrichterausbildung statt und die JVA Iserlohn erhielt Besuch vom DFB-Mobil. In der JVA Heinsberg wurde eigens eine „DFB-Wohngruppe“ eingerichtet. Die Jugendlichen leben nicht nur zusammen, sondern spielen größtenteils bei C-Kreisligist SV Ophoven gemeinsam Fußball. „Wir sind mit dem Projekt auch dank der Unterstützung der jeweiligen DFB-Landesverbände und dem Engagement vieler Fußballvereine auf einem guten Weg, Jugendstrafgefangenen innerhalb der Fußballfamilie eine zweite Chance zu geben“, so Rothmund.
Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal gemeinsam organisiert
Das Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal organisierten die sechs Anstoß-Teams aus den Haftanstalten in Heinsberg, Herford, Hövelhof, Iserlohn, Siegburg und Köln gemeinschaftlich. Jedes Anstoß-Team erfüllte eine Aufgabe: Pokale wurden gestaltet, Musik ausgewählt und Fair-Play-Kriterien formuliert. Auch davon war Stiftungsbotschafter Oliver Kahn begeistert: „Es ist toll zusehen, wie die Jugendlichen zusammen an einem Strang ziehen und gemeinsam Aufgaben erfüllen. Es ist wichtig, eine Vision und Aufgaben zu haben und zu versuchen, diese konsequent zu verwirklichen“. Kahn hatte sich zuvor in zwei Workshops und anschließender Diskussionsrunde rund 90 Minuten intensiv mit den 66 Projektteilnehmern, darunter elf Frauen, ausgetauscht. Anschließend überreichte er gemeinsam mit NRW-Justizminister Thomas Kutschaty und Stiftungsgeschäftsführer Wolfgang Watzke den Sepp-Herberger-Pokal 2011 an das Team der JVA Heinsberg. Die Mannschaft hatte sich im Endspiel gegen die JVA Hövelhof durchgesetzt.
NRW-Justizminister zieht positive Bilanz
“Die Integration junger Strafgefangener ist kein einfaches Geschäft, aber der neu gewählte Ansatz hat dem Projekt noch einmal richtig Schwung gegeben. Der Jugendvollzug wird jetzt durch ein Netzwerk von starken Partnern unterstützt, die in dem Projekt gut zusammenarbeiten und den jungen Gefangenen eine faire Chance geben, nach der Haft wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Deshalb bin ich der Sepp-Herberger-Stiftung, der Bundesagentur für Arbeit, dem Handwerk und den beteiligten Vollzugsbediensteten für ihr Engagement außerordentlich dankbar. Das Projekt bildet ein wertvolles ergänzendes Element in dem Bemühen des Justizvollzugs, straffällig gewordene junge Menschen auf ein geregeltes Leben außerhalb der Gefängnismauern vorzubereiten”, zeigt sich NRW-Justizminister Thomas Kutschaty überzeugt von dem Pilotprojekt.
“Deutschland braucht jeden jungen, gut ausgebildeten Menschen, um den künftigen Fachkräftebedarf zu sichern” ergänzte Roland Schüßler von der Bundesagentur für Arbeit. “Dieses Projekt unterstützt die Jugendlichen, eine echte berufliche Zukunftsperspektive zu entwickeln, ihre Fähigkeiten und Talente zu entdecken, ihre sozialen Kompetenzen zu schulen und damit ein gutes Rüstzeug für die Zeit nach der Haft zu erlangen. Ich freue mich vor allem, dass die Jugendlichen selbst so begeistert an dem Programm teilnehmen und aktiv den Anstoß für ihr neues Leben geben.”
Ab Herbst 2011 soll das Projekt auf fünf weitere Bundesländer, darunter Berlin und Rheinland-Pfalz, ausgedehnt werden.