05. September 2010 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Oliver Kahn und der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty haben am Samstag in der Justizvollzugsanstalt Köln die Gewinner des Sepp Herberger-Pokals geehrt. Das Turnier um die begehrte Trophäe ist der alljährliche sportliche Höhepunkt im Projekt „Anstoß für ein neues Leben“, das von der DFB-Stiftung Sepp Herberger initiiert wird. Die diesjährige Auflage entschied die JVA Siegburg für sich.
Der 67-malige Nationalspieler und Vize-Weltmeister war in seiner Funktion als Botschafter der Sepp Herberger-Stiftung nach Köln gekommen. Der ehemalige Profispieler des FC Bayern München nahm sich Zeit für persönliche Gespräche mit den Gefangenen und verfolgte die Partien auf dem Sportplatz der JVA Köln. Rund dreißig Minuten beantwortete Kahn die Fragen der jugendlichen Strafgefangenen. “Als wir 1999 in Barcelona das Champions-League-Finale gegen Manchester United auf grauenhafte Weise verloren hatten und vor 90.000 Zuschauern allein im Stadion auf dem Boden lagen, war das ein schwerer Moment. Aber wird sind dann mit viel Glaube an uns selbst und Kraft an die Aufgabe gegangen. Wir haben uns nie unterkriegen lassen”, berichtete Oliver Kahn den jugendlichen Strafgefangenen. “Wichtig ist, dass man aus Niederlagen und Rückschlägen lernt, dass man nicht anderen die Schuld gibt, sondern selbst besser wird.”
Bundesweit einmaliges Pilotprojekt
Gemeinsam mit dem Justizministerium Nordrhein-Westfalen sowie dem NRW-Handwerk initiiert die Sepp Herberger-Stiftung seit dem Jahr 2008 dieses bundesweit einmalige Pilotprojekt. In den insgesamt sechs beteiligten Jugendstrafanstalten trainieren die “Anstoß-Teams” regelmäßig. Zudem werden immer wieder Freundschaftsspiele gegen die übrigen JVA-Mannschaften ausgetragen. Die Sportgruppen werden durch prominente Projektpaten begleitet. So engagieren sich Steffi Jones, Klaus Fischer, Lukas Podolski, Heiko Herrlich und viele andere für die Sepp Herberger-Stiftung in diesem Projekt. Neben fünf „reinen“ Männermannschaften ist mit dem Team der JVA Köln auch eine Frauenmannschaft mit von der Partie. Im Laufe ihrer Haftzeit lernen die jugendlichen Gefangenen einen Handwerksberuf. Primäres Ziel des Projekts ist es, die jugendlichen Straftäter nach ihrer Haftentlassung aktiv in Arbeitsstellen zu vermitteln. Aber gerade auch die Integration in die mehr als 26.000 Fußballvereine soll aktiv zur Resozialisierung beitragen.
Auf die Bedeutung des Projekts wies auch Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty hin: „Ich bin der Sepp Herberger-Stiftung außerordentlich dankbar für ihr Engagement. Das Anstoß-Projekt bildet ein wertvolles ergänzendes Element in dem Bemühen des Justizvollzugs, straffällig gewordene junge Menschen auf ein geregeltes Leben außerhalb der Gefängnismauern vorzubereiten. Dabei sind dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse und die Mitgliedschaft in Fußballvereinen gute Voraussetzungen für ein künftiges Leben, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen.“
Engagement mit langer Tradition
Für die Sepp Herberger-Stiftung hat das Engagement in der Resozialisierung von Strafgefangenen lange Tradition, wie Karl Rothmund, als DFB-Vizepräsident für Sozial- und Gesellschaftspolitik gleichzeitig auch Vorsitzender der ältesten deutschen Fußball-Stiftung, betont: „Das Engagement unserer Stiftung im Strafvollzug geht auf Sepp Herberger selbst zurück. Bereits seit Stiftungsgründung im Jahr 1977 engagieren wir uns auf vielfältige Weise in bundesdeutschen Haftanstalten. Dabei sind gerade die Gespräche mit unseren prominenten Botschaftern für die Gefangenen besondere Erlebnisse und stiften oft neuen Lebensmut.“ Besonders wichtig ist Rothmund das Projekt „Anstoß für ein neues Leben“: „Ich bin sehr froh, dass es in Zusammenarbeit mit dem NRW-Justizministerium gelungen ist, das Projekt „Anstoß für ein neues Leben“ zu initiieren. Gerade bei der Resozialisierung junger Menschen möchte der Fußball helfen. Unser Motto lautet dabei: ‚Mit Fußball zurück in die Gesellschaft‘. Mit dem Eintritt in einen der mehr als 26.000 DFB-Mitgliedsvereine eröffnen sich den Jugendlichen oft neue Freundeskreise und neue Lebensperspektiven. Der Erfolg des Projekts motiviert uns, künftig auch in anderen Bundesländern einen ‚Anstoß für ein neues Leben‘ zu geben.“
Die Platzierungen beim Sepp Herberger-Pokal 2010:
1. Platz JVA Siegburg
2. Platz JVA Hövelhof
3. Platz JVA Herford
4. Platz JVA Heinsberg
5. Platz JVA Köln
6. Platz JVA Iserloh