26. August 2010 | Zurück zur Artikelübersicht » |
In der Saison 2005/06 stiegen sie mit Alemannia Aachen gemeinsam in die 1. Fußball-Bundesliga auf. Heute sind Erik Meijer als Sportdirektor und Reiner Plaßhenrich als U19-Coach am Tivoli aktiv. Gestern besuchten sie im Dienste der Sepp Herberger-Stiftung die Teilnehmer des Projekts „Anstoß für ein neues Leben“. Zusammen leiteten die Ex-Profis eine Trainingseinheit und berichteten ausführlich über ihre sportlichen Laufbahnen.
“Bei ‚You’ll never walk alone‘ bekomme ich noch heute eine Gänsehaut. In England sind die Leute total verrückt nach Fußball. Sie geben ihr letztes Geld, um im Stadion dabei sein zu können”, berichtete Erik Meijer über seine Station beim FC Liverpool. “An der Anfield Road hatte ich eine tolle Zeit. In der Bundesliga sind mir besonders die sportlich-erfolgreichen Jahre bei Bayer Leverkusen in guter Erinnerung geblieben”, so der heute 41jährige Niederländer. Die zwölf Spieler des Anstoß-Teams hörten aufmerksam zu, als der gelernte Fleischer über seine aktive Laufbahn erzählte. “Heute lebe ich mit meiner Familie in Maastricht und bin Geschäftsführer Sport bei Alemannia Aachen”, so Meijer weiter. Rund zwei Stunden nahmen sich Erik Meijer, der in Deutschland auch beim KFC Uerdingen und dem Hamburger SV aktiv war, und Reiner Plaßhenrich Zeit für die jugendlichen Straftäter. Plaßhenrich, der seine aktive Laufbahn aufgrund zahlreicher Knieverletzungen kürzlich beenden musste, berichtete darüber, wie er sich nach den Verletzungen neu motiviert hat. Außerdem sprach der Ex-Kapitän der Aachener ausführlich über seine Zeit am Tivoli und seine heutige Tätigkeit als Coach der Aachener U19-Junioren. Anschließend stellten die Heinsberger Akteure bei Koordinationsspielen, Passübungen und einem Torschusstraining ihr sportliches Können unter Beweis. Im abschließenden Trainingsspiel bewiesen auch die Ex-Profis, dass sie “das Kicken” nicht verlernt haben. Zum Abschied gab es für alle Projekt-Teilnehmer Fanartikel der Alemannia.
Unter Anleitung der Sportbeamten trainiert das Team der JVA Heinsberg einmal pro Woche. Gerade entsteht auf dem Gelände ein neuer Kunstrasenplatz. “Wir hoffen, dass wir dann unsere Kooperation mit dem SV Ophoven weiter ausbauen und innerhalb der JVA regelmäßig Spiele austragen können”, richtete Willi Kroh, der stellvertretende Anstaltsleiter, den Blick in die Zukunft. Vom Engagement der Alemannia ist Kroh hellauf begeistert: “Für unsere Jungs ist der Fußball sehr wichtig. Gerade die Besuche prominenter Spieler sind für die Gefangenen eine zusätzliche Motivation zur Teilnahme am Projekt. Wir sind Alemannia Aachen und der Sepp Herberger-Stiftung sehr dankbar für ihr Engagement.”
“Anstoß für ein neues Leben” – Ein Langzeitprojekt in der Resozialisierung
Gemeinsam mit dem Justizministerium Nordrhein-Westfalen sowie dem NRW-Handwerk initiiert die Sepp Herberger-Stiftung seit dem Jahr 2008 dieses Pilotprojekt. In den insgesamt sechs beteiligten Jugendstrafanstalten trainieren die “Anstoß-Teams” regelmäßig. Zudem werden immer wieder Freundschaftsspiele gegen die übrigen JVA-Mannschaften ausgetragen. Die Sportgruppen werden durch prominente Projektpaten begleitet. So engagieren sich Steffi Jones, Klaus Fischer, Lukas Podolski, Heiko Herrlich und viele andere für die Sepp Herberger-Stiftung in diesem Projekt. Neben fünf „reinen“ Männermannschaften ist mit dem Team der JVA Köln-Ossendorf auch eine Frauenmannschaft mit von der Partie.
Im Laufe ihrer Haftzeit lernen die jugendlichen Gefangenen einen Handwerksberuf. Primäres Ziel des Projekts ist es, die jugendlichen Straftäter nach ihrer Haftentlassung aktiv in Arbeitsstellen zu vermitteln. Aber gerade auch die Integration in die mehr als 26.000 Fußballvereine soll aktiv zur Resozialisierung beitragen.
Sportlicher Höhepunkt ist das jährliche Turnier um den Sepp Herberger-Pokal. Mit Begleitung von Stiftungsbotschafter Oliver Kahn findet das Turnier in diesem Jahr am Samstag, 04. September 2010, in der JVA Köln-Ossendorf statt
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