Anstoß für ein neues Leben: Willi Landgraf besuchte JVA Herford
21. August 2010 Zurück zur Artikelübersicht »

Um Punkt 16 Uhr öffnete sich gestern das Eingangstor der Justizvollzugsanstalt (JVA) Herford für prominenten Besuch: Willi Landgraf, mit 508 absolvierten Partien Rekordspieler der 2. Fußball-Bundesliga, besuchte im Dienste der Sepp Herberger-Stiftung die Teilnehmer des Projekts „Anstoß für ein neues Leben“. Der heutige Jugendtrainer des FC Schalke 04 leitete eine gemeinsame Trainingseinheit und nahm sich viel Zeit für persönliche Gespräche mit den jugendlichen Straftätern.

„Willi, Willi“ schallte es über den Sportplatz der Haftanstalt als Willi Landgraf das Gelände zum gemeinsamen Training betrat. Die vierzehn Spieler des Anstoß-Teams erwarteten ihren prominenten Gast bereits. Rund 90 Minuten dauerte anschließend die gemeinsame Trainingseinheit. Bei Koordinationsspielen, Passübungen und einem Torschusstraining konnten die Akteure ihr sportliches Können unter Beweis stellen. Im abschließenden Trainingsspiel bewies Willi Landgraf, warum er zu recht den Spitznamen „Willi, das Kampfschwein“ trägt. Nach dem gemeinsamen Training war der heutige U15-Trainer des FC Schalke 04 von seinem  Besuch in der Haftanstalt beeindruckt: „Mir hat das Training großen Spaß gemacht. Die Jungs haben in ihrem Leben große Fehler gemacht, aber eine zweite Chance verdient. Ich bin froh, dass der Fußball ihnen ein Stück neuen Lebensmut geben kann.“

Als eines der zusammen sechs Projektteams trägt die Herforder Mannschaft regelmäßig Spiele gegen andere Haftanstalten aus. Unter Anleitung der Sportbeamten der JVA trainiert die Mannschaft zweimal pro Woche.  „Die Spieler des Projektteams werden nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Die Akteure zeichnen sich durch ein gutes Sozialverhalten aus und haben gute Chancen, nach ihrer Haftzeit direkt in Arbeit vermittelt zu werden.“, berichtet Hans-Jürgen Bredenkamp der zuständige JVA-Sportbeamte. Von Willi Landgraf war Bredenkamp hellauf begeistert: „Willi hat die Jungs sofort erreicht. Von dieser Trainingseinheit wird hier noch lange gesprochen werden.“


„Anstoß für ein neues Leben“ – Ein Langzeitprojekt in der Resozialisierung

Gemeinsam mit dem Justizministerium Nordrhein-Westfalen sowie dem NRW-Handwerk initiiert die Sepp Herberger-Stiftung seit dem Jahr 2008 dieses Pilotprojekt. In den insgesamt sechs beteiligten Jugendstrafanstalten trainieren die „Anstoß-Teams“ regelmäßig. Zudem werden immer wieder Freundschaftsspiele gegen die übrigen JVA-Mannschaften ausgetragen. Die Sportgruppen werden durch prominente Projektpaten begleitet. So engagieren sich Steffi Jones, Klaus Fischer, Lukas Podolski, Heiko Herrlich und viele andere für die Sepp Herberger-Stiftung in diesem Projekt. Neben fünf „reinen“ Männermannschaften ist mit dem Team der JVA Köln-Ossendorf auch eine Frauenmannschaft mit von der Partie.
Im Laufe ihrer Haftzeit lernen die jugendlichen Gefangenen einen Handwerksberuf. Primäres Ziel des Projekts ist es, die jugendlichen Straftäter nach ihrer Haftentlassung aktiv in Arbeitsstellen zu vermitteln. Aber gerade auch die Integration in die mehr als 26.000 Fußballvereine soll aktiv zur Resozialisierung beitragen.
Sportlicher Höhepunkt ist das jährliche Turnier um den Sepp Herberger-Pokal. Mit Begleitung von Stiftungsbotschafter Oliver Kahn findet das Turnier in diesem Jahr am Samstag, 04. September 2010, in der JVA Köln-Ossendorf statt
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