Klaus Fischer motiviert jungendliche Strafgefangene Gespräch und Trainingseinheit in der JVA Herford
23. September 2009 Zurück zur Artikelübersicht »

Mit dem ehemaligen Nationalspieler Klaus Fischer unterstützte eine weitere namhafte Fußballpersönlichkeit das Projekt „Anstoß für ein neues Leben“ der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Im Rahmen der integrativen Fußballinitiative für den Jugendstrafvollzug hielt der Vize-Weltmeister von 1982 und frühere Torjäger des FC Schalke 04 mit jugendlichen Strafgefangenen in der Jugendstrafvollzugsanstalt Herford gestern eine Trainingseinheit ab.

Fischer erzielte in seiner Laufbahn für den TSV 1860 München, Schalke 04, 1. FC Köln und VfL Bochum in 535 Spielen 268 Tore – hinter Gerd Müller ist der durch seine spektakulären Fallrückziehertore berühmt gewordene Stürmer damit der erfolgreichste Bundesliga-Torjäger aller Zeiten. Auch als Nationalspieler setzte Fischer Ausrufezeichen, besitzt wieder hinter Gerd Müller unter den Mittestürmer die beste Trefferquote (0,71 Tore pro Spiel). In 45 Länderspielen traf Fischer 32 Mal.

Im Gespräch mit den jugendlichen Straftätern sprach Fischer aber nicht von seinen Erfolgen, vom Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft 1982 oder von den Pokalsiegen mit Schalke und Köln. Vielmehr ging Fischer auf die Niederlagen und Rückschläge seiner Karriere ein. „Meine Verstrickung in den Bundesliga-Bestechungsskandal hat mich 40 Länderspiele gekostet“, nahm Fischer kein Blatt vor den Mund. Der DFB hatte den Top-Stürmer für die Bundesliga und die Nationalelf lange gesperrt.

Er nannte das verschobene Spiel seines FC Schalke gegen Arminia Bielfeld 1971 „meine größte Dummheit“. Auch wenn er in diesen Skandal als junger Spieler hereingerutscht war, will Fischer nichts beschönigen – weil er den Jugendlichen zeigen wollte, dass auch die Bewältigung von Tiefschlägen zum Leben gehört: „Wichtig ist die Einsicht, dass ich das Falsche getan habe. Dann musst Du aber wieder positiv nach vorn schauen.“ Den jungen Straftätern gab er mit auf den Weg: „Als junger Mensch sagst du schnell ja. Ihr müsst aber lernen, vor allem auch nein sagen zu können.“
Auch sein komplizierter Scheinbeinbruch 1980 schilderte Fischer als Beispiel, den Mut und den Glauben an sich selbst nicht zu verlieren. „Die Leute hatten mich abgeschrieben, keiner glaubte mehr an meine Rückkehr. Ich aber habe mir das Ziel gesetzt, bei der WM 82 in Spanien dabei zu sein. Darauf habe ich hingearbeitet. Man muss sich Ziele setzen im Leben, dann schafft man oft auch das Unerwartete.“ Nach 309 Tagen kehrte Fischer nach seiner Verletzung zurück in die Bundesliga. Im WM-Halbfinal-Drama gegen Frankreich in Sevilla (Spanien) rette er die Nationalmannschaft mit einem artistischen Fallrückziehertor in der Verlängerung ins Elfmeterschießen. Am Ende stand Deutschland im Finale.
Nach der 90-minütigen Trainingseinheit mit der „Anstoß“-Projektmannschaft signierte Klaus Fischer seine Autobiographie und verteilte die Bücher als Erinnerung an die jugendlichen Straftäter. Als sich die Stürmer-Legende verabschiedete, applaudierten die Strafgefangenen lange und bedankten sich beim Bundesliga-Torschützenkönig von 1976 für seinen Besuch. „Dass unsere Jungs hier von sich heraus ‚Danke’ gesagt haben, bedeutet für sie eine ganze Menge“, sagt Anstaltsdirektor Waldmann.- Ein weiterer klitzekleiner Schritt der Jugendlichen auf ihrem steinigen Weg zur Resozialisierung in die Gesellschaft.