06. April 2009 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes präsentierte in Leipzig höchstpersönlich Oliver Kahn als neuen Botschafter der Sepp Herberger-Stiftung. Für Dr. Theo Zwanziger, auch Vorsitzender des Stiftungs-Kuratoriums, ist der langjährige Nationaltorwart ein Glücksfall für die Traditions-Stiftung des deutschen Fußballs: „Ich bin außerordentlich dankbar, dass einer der größten deutschen Fußballer die Ideale von Sepp Herberger sowie die Aufgaben der Sepp Herberger-Stiftung sichtbar machen will.“
Wie wichtig ist für die Sepp Herberger-Stiftung die Berufung von Oliver Kahn zum neuen Botschafter?
Dr. Theo Zwanziger: Wenn wir weiterhin Bewusstsein für die Sepp Herberger-Stiftung erzeugen möchten und die Strahlkraft des Fußballs für unsere sozialen und gesellschaftspolitischen Aufgaben weiterhin so erfolgreich einsetzen wollen, müssen wir die Tradition mit unseren Botschaftern fortführen. Die ersten waren Fritz Walter und Uwe Seeler, die für die Sepp Herberger-Stiftung engagiert waren, ihnen folgten die herausragenden Persönlichkeiten Horst Eckel und Helmut Haller. Ich bin außerordentlich dankbar, dass sich jetzt auch Oliver Kahn, einer der größten deutschen Fußballer, bereit erklärt hat, die Botschafterrolle anzunehmen, um die Ideale von Sepp Herberger sowie die Aufgaben der Stiftung sichtbar zu machen.
Für die Sepp Herberger-Stiftung ist die Berufung von Oliver Kahn in ihrer 32-jährigen Geschichte ein weiterer Schritt, sich gestärkt für die Zukunft aufzustellen.
Dr. Zwanziger: Der DFB stellt sich neben seiner Kern- und Hauptaufgabe, dass in Deutschland attraktiv und möglichst breit Fußball gespielt werden kann, auch der sozialen und gesellschaftspolitischen Verantwortung. Den Anfang haben wir hier vor vielen Jahren in der Sepp Herberger-Stiftung gemacht, hier haben wir versucht, die Sozialarbeit des DFB zu gestalten. Heute haben wir eine Grundlage gelegt, die bei klarer Positionierung unserer Kernaufgabe im DFB soziale Verantwortung sichtbar macht. Neben der Sepp Herberger-Stiftung ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die DFB-Stiftung Egidius Braun und die DFB-Kulturstiftung zu nennen.
In den DFB-Stiftungen bündelt sich das soziale und gesellschaftspolitische Engagement des Deutschen Fußball-Bundes. Hier hat sich in den zurückliegenden Jahren viel entwickelt.
Dr. Zwanziger: Alle drei Stiftungen werden wirtschaftlich getragen vom Miteinander des Profi- und Amateurfußballs. Das manifestiert sich in dem im Zweijahresrhythmus stattfindenden Benefiz-Länderspiel zugunsten unserer Stiftungen. Die Erträge aus diesem Spiel ermöglichen uns die Erfüllung unsere Stiftungszwecke. So eine Initiative gibt es sonst nirgends im internationalen Fußball. Ich bin der Bundesliga dankbar, dass sie diese große Bewegung mit trägt und unterstützt.
Was kann in diesem Zusammenhang die Sepp Herberger-Stiftung leisten, die in Deutschland die älteste Fußball-Stiftung ist?
Dr. Zwanziger: Die Kernaufgaben gehen zum Teil noch auf den großartigen Alt-Bundestrainer Sepp Herberger zurück, der uns diesen WM-Erfolg 1954 als wichtiges gesellschaftliches Ereignis geschenkt hat. Es gilt im Behindertensport Hilfestellung zu leisten, um körperlich und geistig behinderten Menschen zu zeigen: Der Fußball denkt an Euch. Das neue Markenzeichen ist die Blindenfußball-Bundesliga. Ich habe nie geglaubt, dass blinde Menschen Fußball spielen können, wir sorgen dafür, dass es hierfür eine Meisterschaft gibt und sich der Sport entwickeln kann.
Auch andere Aufgaben haben Tradition, wie die Resozialisierung von Straftätern mit Hilfe des Fußballs.
Dr. Theo Zwanziger: Es war ein wichtiger Ansatz für Sepp Herberger und für seinen „Ziehsohn“ Fritz Walter, dort, wo das Licht ein bisschen ausgegangen ist, nämlich in den Justizvollzugsanstalten, Menschen zu zeigen: Über den Fußball gibt es Möglichkeiten, zurück in die Gesellschaft zu finden. In den letzten Jahren ist die Arbeit von Fritz Walter, der bis zu seinem Tod an die dreihundert Gefängnisse besucht hat, von Horst Eckel und Helmut Haller weiter geführt worden. Neben dem Behindertensport und unserem Engagement in den Gefängnissen zeigt sich die Stiftung bei der Förderung des Fußballs in den Schulen und Vereinen aber auch in der Fläche in Deutschland, beim Sepp-Herberger-Tag für Grundschulen zum Beispiel, um diesen großartigen Trainer Sepp Herberger im Bewusstsein der Menschen wach zu halten.
Welche Rolle kommt Oliver Kahn in der Sepp Herberger-Stiftung zu, die vor zwei Jahren grundlegend restrukturiert wurde und ihr Profil deutlich schärfen konnte?
Dr. Theo Zwanziger: Wir brauchen natürlich Botschafter, um für die Stiftungsarbeit und für gesellschaftliche Integration Bewusstsein zu schaffen. Das alles leistet ja die Sepp Herberger-Stiftung in hervorragender Weise. Hierzu brauchen wir sportliche Gesichter, die das transportieren, wir brauchen Persönlichkeiten, die bei der jungen Generation bekannt sind und große Anerkennung, Respekt und Zustimmung genießen. Daher bin ich Oliver Kahn außerordentlich dankbar, dass er diese Botschafterrolle ausfüllen und so die Ideale von Sepp Herberger und die soziale Verantwortung des DFB in seiner ältesten Stiftung sichtbar machen will.
Oliver Kahn steht nunmehr in der Reihe großer Nationalspieler. Auch in diesem Punkt ist die große Tradition der Sepp Herberger-Stiftung spürbar.
Dr. Zwanziger: Nach Fritz Walter, Uwe Seeler, Horst Eckel und Helmut Haller haben wir einen weiteren großen Spieler, der sich in den Dienst der guten Sache stellt. Diese Bereitschaft ist ganz und gar nicht selbstverständlich. Oliver Kahn musste nicht groß überredet werden, ich hatte sofort das Gefühl, ja, er will das machen, er will ein Stück von dem zurückgeben, was er durch den Fußball erfahren hat. Das ist großartig.